Eine Nacht im Hotel Marta

Hast du dir mal überlegt, wie es sich als Touri in Zürich so lebt? Die Aktion «Erläb dis Züri» machte es möglich. Zu einem Vorzugspreis konnten Zürcherinnen und Zürcher in stadteigene Hotels einchecken. Wir haben uns für eine Nacht im Hotel Marta entschieden.

Wer: Jederfrau, die
Wo: Zähringerstrasse 16, 8001 Zürich
Reservation: www.martahotel.ch

Ab Central beim Hauptbahnhof sind es noch wenige Schritte bis zum Hotel. Nach dem Abriss des ursprünglichen Martahauses zeigte sich der Zürcher Architekt Werner Stücheli für den 1958 fertiggestellten Neubau verantwortlich. Seit 2013 steht das Haus unter Heimatschutz.

Über einen hellen und grosszügig gestalteten Eingangsbereich gelangen wir zum hinteren Teil des Gebäudes und nehmen den Lift in die fünfte Etage, wo unser Zimmer liegt. Dieses, stellen wir fest, ist von der eher schmaleren Sorte, jedoch penibel sauber und mit einer erhabenen Aussicht über die Dächer der vorderen Altstadt ausgestattet. Lehnt man sich ein bisschen vor, blickt man direkt in die Schaufenster, des Ebrietas, eine der letzten noch verbliebenen Metal- und Rockbars, wo mitunter auch live geprügelt wird. Weshalb auf den Nachttischchen wohl Ohrenstöpsel liegen, welche wir jedoch im weiteren Verlauf der Nacht nicht brauchen werden.

Eine Nacht im Hotel Marta
Hotel Marta (Quelle: www.zuerich.com)

Das Martahaus beherbergt seit jeher Gäste. Gegen Ende des 19. Jahrhundert quartierte der Zürcherische Verein der Freundinnen junger Mädchen hier Frauen ein, die womöglich alleine und mit allzu grosser Hoffnung in die boomende Stadt gekommen waren (siehe unten). Auch heute noch wird soziales Engagement gross geschrieben. Das Hotel Marta ist ein Integrationsbetrieb, der es Menschen mit Benachteiligung ermöglicht, wieder Fuss zu fassen.

Zürcherischer Verein der Freundinnen junger Mädchen

Landflucht und Industrialisierung führte im ausgehenden 19. Jahrhundert dazu, dass junge Frauen in Scharen ihr Glück in der Stadt versuchten. Sie verdingten sich unter teils prekären Verhältnissen als Dienstmädchen, Fabrikarbeiterinnen oder als Verkäuferinnen. Viele gerieten in Prostitution und Abhängigkeit dubioser Mechanismen bis hin zu Menschenhandel. Dies führte in der ganzen Schweiz zur Gründung diverser Sittlichkeitsvereine. Der Schweizer Zweig der Freundinnen junger Mädchen wurde 1886 gegründet. Er kämpfte gegen Mädchenhandel und boten jungen Frauen günstige Unterkunft in eigenen Häusern und Unterstützung bei der Stellensuche. Seit 1999 heisst der Verein Compagna.

(Quelle: Datenbank Bild und Ton)

Link: Schweizerisches Sozialarchiv

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